Freitag, Dezember 11, 2009
Blatt von Tüftler
Tolkien hat - man sollte es kaum glauben - nicht nur das Opus Magnum Herr der Ringe geschrieben, nein - auch das hoch interessante und meiner Ansicht nach immer noch interessante Essy "Über Märchen" geschrieben, welches man jedem Tolkien Fan und zudem jedem Literaturwissenschaftler und Volkskundler nur ans Herz legen kann.
Allein seine treffende Bemerkung, dass Kinder eben nicht die weichgespülten, entschärften Versionen von Märchen hören wollen... Klasse!
Zudem hat er (und es wird in den meisten Buchfassungen als Ergänzung zum Essay angeboten) eine Kurzgeschichte geschrieben, die mich berührt hat: Blatt von Tüftler.
Man kann sie
- als meta-poetische Erzählung, auch
- als religös-spirituelle Geschichte oder
einfach so genießen!
Mittwoch, Dezember 09, 2009
Winterzeit
... muss es abends (ha! - abends) so früh dunkel werden?
... muss es tagsüber dauernd so trübe sein?
Be-Stimmungen (9. Dez)
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Warnung:
Rilke kann Seelenschmerzen verursachen!!!
Bestimmungen zum Aufbau des Blogs
1) Sachtexte: Hausarbeiten, Leserbriefe, Bemerkungen und andere wissenschatliche bzw. essayistische Texte.
2) literarische Texte: Gedichte, Geschichten, sog. Kryptae (kurze prägnante Texte im Stil von "Die Schlange fragte...") und sog. Minuties (flash-fiction, Kürzestgeschichten, was in einigen Minuten gelesen werden kann).
3) sonstige Texte: Geburtagswünsche, Tagebuchähnliches etc.
Viel Vergnügen.
Nachtrag - Geburtstage
mein 4. Neffe ist gestern 4 Jahre geworden,
herzlichen Glückwunsch, Nico!
Katzentraum
literarischer Text
wie oft hat er vorm Fenster gelauert
mit Augen die fliegenden Federwesen verfolgt
mit zuckendem Schwanz,
erregtem Zirpen
wovon Katzen träumen?natürlich vom Fliegen –
wie oft hat er die Fliege am Gitter gejagt
gesprungen, durchs Zimmer
vom Boden zur Decke, von Sessel zu Schrank
als tiefschwarzer Blitz
wie oft ist sie ihm entwischt
wenn verlegen sie ihre Flügel spreizte
und ... flog
und so liegt er zusammengerollt
breit bereit auf dem Kissen
die Pfoten zucken, die Nase vibriert
in der Sonne er träumt
er schwebt weiß gefellt durch den Himmel
einen so bunten Himmel
weil sonst alles grau ist -
sein Fell auch schwarzbunt,
sonnengefärbt
er schwebt durch die Himmel
neben sich die gelb getigerte Kätzin
aus dem Garten des Nachbarn
die Kätzin die raus darf
der gerade zur Landschaft wird
und so gleiten sie, schweben sie
gemeinsam sie fliegen und träumen
wovon Katzen träumen
(der Traum des Falters ist eine andere Geschichte)
post scriptum: Bild von Ursula M. Gliem 2008
Blau zu Schwarz (minutie)
5-Minutie
"Blau zu Schwarz"
mit geschlossenen Augen
vor dem offenen Fenster stehen
- untergehende Sonne auf der Haut,
das Dämmerungszwitschern
der Vögel zu hören -
so versöhnt
kann man in die Dunkelheit gehen ...
World of Warcraft und die Theatralität von Computerspielen
Die Magisterarbeit "World of Warcraft - Virtuelle Welt als Bühne. Zur Theatralität und Narrativität von Computerspielen" kann hier demnächst auszugsweise als pdf-Datei gelesen werden.
Die Simpsons - Tafelgag als neue Gattung
Die Hausarbeit
"Spaß hat keine Größe. Die Tafelsprüche der Eingangssequenz von Die Simpsons als neue Textsorte"
kann hier demnächst als pdf-Datei gelesen werden.
wieder zurück
Leserbrief 2009:
HNA Leserbriefe vom 19.11.09 zum Artikel: „Sie haben keinem geschadet“.
Vorbemerkung:
In Kassel wird seit einigen Jahren der Fall einer christlich-fundamentalistischen Familie erörtert und zuletzt an Gerichten geklärt, die ihre Kinder nicht an einer staatlichen Schule unterrichten lässt sondern zu hause selbst unterrichtet.
Natürlich sind die Eltern Dudek offensichtlich gut geeignet, ihre Kinder zu unterrichten; sie haben dem Kindeswohl auch nicht direkt geschadet – okay. Aber – die Schulpflicht in Deutschland hat ihren Sinn, sie soll – unabhängig von der Güte der jeweiligen Schule und des Unterrichts – zu gewissen Mindeststandards an (vergleichbaren) Erfahrungen führen, soll einen gemeinsamen Nenner an Kriterien liefern etc.. Die von einigen anderen Lesern vertretene Ansicht, eine tolerante Gesellschaft solle eben auch solche „Individualisten“ aushalten und sogar fördern können, ist hier nicht das richtige Argument. Unsere tolerante, meist als viel zu individualistisch gescholtene Gesellschaft hat es ja geschafft, eine Reihe von Reform- und Ersatzschulen (Waldorfschulen, Gesamtschulsysteme, Jena-Planschulen etc.) anzubieten, so hätten Dudeks sehr wohl alternative Schulen für ihre Kinder finden können, sogar christlich fundierte.
Die christliche Begründung der Familie Dudek zeigt zudem deutlich, wieso Staat und Gesellschaft eben nicht auf die Durchsetzung der Schulpflicht verzichten dürfen: das nach eigenen Worten „biblische Wertesystem“ hat sich leider die letzten Jahrhunderte eben nicht als „hervorragend geeignet, junge Menschen zu erziehen“ erwiesen. Würden wir Eltern mit islamischen Werte- und Glaubenssystem auch Homeschooling erlauben?
Holt man den jetzigen Fall aus dem Schulbereich hinaus und zieht die Analogie etwa zu Fahrschule oder dem Studium der Medizin, wird es noch klarer: Fahrunterricht durch Papa? Operationen durch den selbst-ausgebildeten Chirurgen?
Die Gesellschaft kann – bei aller möglichen Eignung der Eltern – nicht zulassen, das privat unterrichtet und ausgebildet wird; die Diskussion beweist, wie gering immer noch die Arbeit von Lehrern, das Unterrichten von Kindern geschätzt wird ….Jedes Elternteil kann so was natürlich von selbst.