Be-Stimmungen zum Aufbau des Blogs

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Mittwoch, Dezember 12, 2012

zu: Steife Priese von Terry Pratchett

Anmerkungen zu: "Steife Prise" von Terry Pratchett

Die Welt ist eine Scheibe. Schneiden Sie sich eine neue davon ab.

Das Leben ist grausam zu Samuel Mumm, Kommandeur der Stadtwache von Ankh-Morpork: Seine liebende Ehefrau Lady Sybil hat sich mit Lord Vetinari verbündet und Sam zu zwei Wochen Landurlaub auf dem hochherrschaftlichen Familiensitz verdonnert. Für den überzeugten Stadtbewohner, der zudem jede Form von Untätigkeit hasst, die Hölle auf Erden. Doch zum Glück bewahrheitet sich bald die Regel: wo ein Cop, da auch ein Verbrechen. Schnell steckt Samuel Mumm auf dem angeblich so idyllischen Lande bis zum Hals in der Aufklärung gleich mehrerer Missetaten von Drogenschmuggel bis Sklavenhandel. Wilde Fluss-Verfolgungsjagden inklusive …(aus. Inhaltsangabe Amazon)


"Steife Prise" - okay, das angebliche Hardcover ist unpassend und die Qualität des Papiers und der Bindung ziemlich mau.
Und dennoch hat der Verlag damit natürlich Erfolg, weil jeder zu Recht den neuen Pratchett haben will (wer weiß wie lange wir Leser noch darauf hoffen dürfen? wie schnell kann - angesichts Pratchetts Krankheit - jeder Band der letzte sein....).

Okay zum Inhalt.
Plot prima. Mumm auf dem Lande (das hochherrschaftliche Gut der Käsedicks, klasse - davon hätten wir gern mehr gesehen). Mumm von der "Ruhe" genervt und davon, für einen feinen Pinkel gehalten zu werden.
natürlich findet er seine Urlaubsbeschäftigung - bzw. das Verbrechen findet ihn. Soweit so klassisch.

Schreibweise - erkennbar Pratchett, selbst durch die Übersetzung hindurch. Okay okay, über die Übersetzung wurde schon genug gemault, - sogar Andreas Brandhorst wurde immer kritisiert - (man vergleiche mal die AB-Version von "Total verhext" mit der neueren... da gibt es auf jeder Seite gravierende Unterschiede! ... da fragt man sich wirklich, ob man nicht alles auf englisch lesen sollte wenn man es denn kann).
Ich wette, die Töchter des Blinden IO (in Steife Prise) haben auf (Brandhorst-)Deutsch weitaus sprechendere und witzigere Namen.... :.) und wer ist auf die blöde Idee gekommen, den Schneevater "Swinvater" zu nennen (egal wie es im Original heisst :-))) ???

Dennoch - trotz meiner vier Sterne bei Amazon - gibt es leider einige Kritikpunkte.
1) das Buch ist ein bissl zu engagiert... klar, Pratchett hat sich immer schon für die unterdrückten verfehmten Kreaturen eingesetzt, aber hätte es nicht gereicht, zu zeigen, dass die Goblins Kultur und Tränen haben? Brauchte es da noch die ätherische himmlische Musik? (haben nur Wesen mit großer BESONDERHEIT ein Recht auf "Rechtigkeit"?).
aber okay.
Allerdings hätte der "alte" Pratchett nicht im Vorspann schon dem Leser deutlich klar gemacht, dass die Goblins nicht so eklige Abfallwesen sind.... normalerweise hat er den Leser das Gleiche wie Mumm herausfinden lassen
2) angesichts der für uns Leser neuen Rasse der Goblins fehlten mir rein plotmäßig schon einige mehr Szenen mit den Goblins - vorallem aber die passende Spiegelszene zur ersten Höhlenszene, wo Mumm mit den Goblins wegen der Toten spricht etc.
Auch die Er-Lösungsszene mit Fred Colon hätte ruhig direkt gezeigt werden können und nicht nur kurz nebenbei berichtet.
3) die große Thematisierung der Rufenden Dunkelheit kam mir auch ein wenig übertrieben vor, das mag aber Geschmackssache sein.
4) die meisten Figuren werden leider nur gestreift, sind häufig nur "zitiert" - sind relativ blass (Karotte, Vetinari etc.). Man hat das Gefühl, der Autor wollte sie erwähnen und der Leser kennt sie ja ausreichend, hm?
5) klasse ist dagegen die Schilderung des Innenlebens von Mumm - tiefer Charakter eben. Typisch Pratchett.
Auch wenn er - negativ gesehen - schon dauernd alles weiß und durchschaut und - positiv gesehen - eben durch seine vielen Erfahrungen abgeklärt und ... weiser ist.
6) eine Kleinigkeit: Janes Buch - Stolz und extremes Vorurteil; okay netter titel. Aber nach Mumms inhaltlichen Vorschlag hätte ich eher sowas wie "Das Schweigen der Hühner" erwartet :-). und ...

Wie weit viele dieser Punkte auf Pratchetts Krankheit zurück zuführen sind, mag ich nicht zu beurteilen. Möglicherweise wären diese mir auch gar nicht so aufgefallen, wüsste ich nicht davon.

Und dennoch: ein gutes Buch. Pratchett schreibt eben - selbst wenn er nicht ganz auf der Höhe zu sein scheint - um Klassen besser als die meisten anderen.

Allein die Überlegung Anguas zum Schmelztigel - der Schmelztigel schmelzt nur in eine Richtung (zu Trollmenschen, Zwergenmenschen, Goblinmenschen etc.) - ist Spitzenklasse!




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