ach Theodor, ach Theodor ...
hier eine - gerade aus heutiger Sicht - bemerkenswerte Rezension der Doktorarbeit unseres zukünftigen exVerteidigungsministers Dem Baron:
Rezension: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2009, S. 32
Guttenberg, Karl-Theodor Freiherr zu: Verfassung und Verfassungsvertrag - Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU.
ISBN 978-3-428-12534-0
Vor dem Glück der Erkenntnis haben die Götter oft Opfer, Entsagung und harte Arbeit aufgetürmt. Viele Danksagungen und Vorworte wissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten lassen gerne die ausgestandenen Quälereien erahnen. Eben ist eine juristische Dissertation erschienen, die in eine künftige vergleichende Studie über Danksagungen und Vorworte gehört.
"Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU" (Duncker & Humblot Verlag, Berlin 2009. 475 S., br., 88,- [Euro]) heißt das Werk, das der Autor mit einem Stoßseufzer beginnt:
"Europa und die USA. Mancher Blick nach innen wie über den Atlantik trägt dieser Tage den Schimmer der Ernüchterung in sich."
Immerhin glaubt er im stockenden europäischen Prozess "ein erneutes, wenngleich keuchendes historisches Durchatmen" zu hören. Doch er diagnostiziert präzise: "Zumindest verpasste Europa in den Jahren 2007 und 2008 zum wiederholten Mal den Kairos und ließ die notwendige Unbedingtheit des Gestaltungswillens nur schemenhaft erkennen."
Solchen Gestaltungswillen beweist dafür der Vorwortautor. "Diese Arbeit entspringt einer ungewöhnlichen Verkettung von Glücksfällen. Oder nach anderem - im obigen Sinne untypischem - Verständnis der vereinzelten Wahrnehmung eines ,Kairos'."
Beim Vorwort wäre ein Katechon (Aufhalter) sinnvoller gewesen. Als solcher ist das akademische Umfeld des Autors, "das nunmehr zu Recht ,legendär' zu nennende Häberle-Seminar", allerdings ausgefallen. Immerhin: "Der Gedanke an die Teilnahme umweht den Verfasser nicht nur während intellektuell dürftigerer Alltagserlebnisse dauerhaft - und erhält wenigstens den Anspruch höchster Qualität eigenen Gemurmels." Wenn man nicht gerade ein Dissertationsvorwort murmelt.
Ungewöhnlich sind die persönlichen Bekenntnisse des Doktoranden, die tiefe Einsichten verraten:
"Allzu viele mussten meine verwegene Charakter- und Lebensmelange ertragen, und ich bin allen überaus dankbar für unbeugsame Gelassenheit."
An diese verwegene Mischung sollten Kollegen wie Gegner denken. Schwer fielen die letzten Meter und offenbar auch dieses Vorwort:
"Wie oft wurde der Kairos der Fertigstellung durch freiberufliche wie später parlamentarische ,Ablenkung' versäumt, bevor die Erkenntnis dieses traurigen Faktums einer bemerkenswerten Mischung aus eherner professoraler Geduld (wie Liebenswürdigkeit), sanftem, aber unerbittlichem familiären Druck und wohl auch ein wenig der beklagenswerten Eitelkeit weichen durfte."
Wenn Eitelkeit solche Sätze produziert, ist sie tatsächlich zu beklagen. Frau und Töchtern ist "diese familienunfreundliche Lektüre in tiefer Dankbarkeit zugedacht. Sie sind der unerreichte wie dauerhafte ,rechte Augenblick' meines Lebens."
Manche Augenblicke können ziemlich dauerhaft sein. Waren die Lieben nie da, wenn der Doktorand sie brauchte? Egal, der Verwegene hat es vollbracht: "Berlin, im Winter 2008, Karl-Theodor Frhr. zu Guttenberg".
Das Volk sollte den Kairos nicht verpassen und sich an die Lektüre der Dissertation seines Ministers machen.
ALEXANDER CAMANN
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main
(zitiert nach Wikipedia)
also bitte "Herr Baron", nein Herr Guttenberg - geben Sie Ihren Doktortitel lieber freiwillig und treten Sie vorsorglich zurück....
denn - es gibt keine Entschuldigung für so was, kein "Ich hab die Quellen nur vergessen" oder - ehrlicher - "ich wollte mehr scheinen als ich zu dem Zeitpunkt konnte" .... nein.
Jeder kleine Student wird für sowas - selbst bei einer simplen Hausarbeit - eine Sechs bekommen und viel viel Ärger! vielleicht sogar ganz von der Uni fliegen....
Freitag, Februar 18, 2011
Guttenbergs "Menschenraub" ....
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1 Kommentar:
Ich muss zugeben, dass ich sehr hoffe Gutenberg dabei zu sehen, wie er sich mit Händen und Füßen gegen die Anschuldigungen wehrt nur um so jämmerlicher in der Schlammschlacht unter zu gehen. Das hat dieser Nichtsnutz einfach verdient.
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